Jahresbericht 2018 und Ausblick 2019

Brandschutzvorschriften und Brandschutzregister als privatrechtliche Dienstleistung

Die Brandschutzvorschriften werden von der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) im Auftrag des Interkantonalen Organs Technische Handelshemmnisse erarbeitet und publiziert. Es handelt sich dabei um eine privatrechtliche Dienstleistung. Die VKF, als private Organisation, kann keine Dokumente für verbindlich erklären oder die Inhalte vollziehen. Sie hat jedoch die Möglichkeit, weitere Dokumente wie zum Beispiel Erläuterungen, Merkblätter oder FAQ im Sinne der Definition des Stands der Technik zu veröffentlichen. Ebenfalls kann sie ein Register mit Brandschutzprodukten und deren Anwendungsmöglichkeiten führen. Alle diese Zusatzdokumente haben einen empfehlenden Charakter.
Die VKF fasst die brandschutztechnisch wichtigen und für die Anwendung relevanten Angaben aus den häufig umfangreichen Produktunterlagen auf einem Dokument zusammen. Die systematisch aufgebauten Zusammenfassungen werden für europäisch harmonisierte Bauprodukte als VKF-Technische Auskünfte und für alle anderen als VKF-Anerkennungen in einem umfassenden Brandschutzregister (BSR) publiziert.
Ein Eintrag im VKF-Brandschutzregister ist freiwillig und sinnvoll. Damit entfällt in vielen Fällen das Vorweisen weiterer Dokumente für die Anwendung wie beispielsweise die Einbau- oder Gebrauchsanleitungen. Zusätzlich erleichtern Einträge die Kommunikation unter den verschiedenen am Bau beteiligten Akteuren bezüglich der Anwendung des Brandschutzproduktes. Das BSR ist ein überaus praktisches, aufschlussreiches und in der Praxis weit verbreitetes Hilfsinstrument sowohl für die Anbieter als auch für die Benutzer wie Brandschutzbehörden, Planer oder Qualitätssicherungsverantwortliche. Es wird laufend weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Nutzer angepasst.
Um den Nutzen des BSR bei der Anwendung von Brandschutzprodukten zu überprüfen, hat die
VKF im Berichtsjahr eine breit angelegte Umfrage durchgeführt. Über 1’000 Mitarbeitende beziehungsweise Qualitätsverantwortliche von Brandschutzbehörden, Planungsbüros sowie Herstellerfirmen haben daran teilgenommen. Welche Bedeutung das BSR einnimmt, zeigen die erfreulichen Umfrageergebnisse. Über 75 % der Befragten nutzen das Online-Register mindestens monatlich. Rund ein Drittel davon verwendet die Webseite mehrmals wöchentlich. Im Arbeitsalltag erachten 40 % der Befragten das BSR als hilfreich und sogar 32 % als unentbehrlich. 61 % der Befragten sind der Meinung, dass die Sicherheit der Brandschutzprodukte ohne BSR sinken oder sogar markant sinken würde. Der Arbeitsaufwand wäre ohne BSR wesentlich grösser. Dies zeigt, dass der Mehrwert des BSR und der Technischen Auskünfte sehr hoch ist und weiter gepflegt werden muss.

Laufende Weiterentwicklung und Digitalisierung im Geschäftsbereich Ausbildung

Im Geschäftsbereich Ausbildung stand das Geschäftsjahr 2018 im Zeichen der Weiterentwicklung der Ausbildungsangebote. Den etablierten Standard-Lehrgängen sind ergänzend neue Weiterbildungsgefässe zur Seite gestellt worden. Die mehrtägigen Erweiterungs- und Prüfungsvorbereitungsangebote wurden vom Markt gut aufgenommen und rege besucht. Ebenfalls hat die Entwicklung eines Brandschutz-Grundlagenangebots gestartet. Der neue, mehrtägige Lehrgang wird erstmalig im zweiten Quartal 2019 durchgeführt.
Die laufende Weiterentwicklung und der Ausbau des Produktportfolios führen zu Anpassungen der Arbeitsabläufe. Der Geschäftsbereich Ausbildung wird 2019 einen grossen Teil der Arbeitsprozesse digitalisieren und eine Angebotsverwaltungssoftware einführen. Gegenüber den Kunden wird sich das in einer vereinfachten Handhabung von Buchungen, Angeboten und Verwaltung persönlicher Daten zeigen.

Im Spätsommer wurden in Brugg drei Fachtagungen mit rund 500 Teilnehmenden durchgeführt. Dies mit einer Neuerung: Erstmalig konnte pro Veranstaltung am Nachmittag ein fachliches Schwerpunktthema gewählt werden. Somit bestand für die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die VKF-internen Neuigkeiten zu informieren und sich auch themenspezifisch weiterzubilden. Die VKF-Fachtagungen erfreuen sich generell grosser Beliebtheit. Dies bestätigte die VKF darin, das Tagungsangebot weiter auszubauen. Zum ersten Mal wird 2019 eine Fachtagung in der französischsprachigen Schweiz angeboten.

Der Geschäftsbereich Ausbildung begleitet im Rahmen der VKF-Zertifikats- und der eidgenössischen Prüfungen jährlich mehrere hundert Fachpersonen. Die Qualifikationsverfahren werden mit einem VKF-Zertifikat oder einem eidgenössischen Diplom auf tertiärer Stufe abgeschlossen. Im Geschäftsjahr 2018 haben rund 900 Personen die VKF- oder die eidgenössischen Qualifikationsverfahren durchlaufen.

Schweizweit wirksame Brandschutzvorschriften

Das Anbringen von Rauchwarnmeldern in Wohnungen und Einfamilienhäusern empfiehlt die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) auf freiwilliger Basis. Interessenten ratet die VKF eine sorgfältige Prüfung der unterschiedlichen Rauchwarnmelder-Modelle auf dem Markt, um das passende Produkt für die individuelle Situation auszuwählen. Obwohl ein Rauchwarnmelder in einzelnen Fällen Menschenleben retten kann, ist er kein Garant dafür. Sehr wichtig sind neben technischen auch bauliche Gegebenheiten und nicht zuletzt das richtige Verhalten im Brandfall (alarmieren, retten, löschen). Dank der VKF-Brandschutzvorschriften verfügt die Schweiz heute über einen im weltweiten Vergleich hohen Sicherheitsstandard.

Messepräsenz mit Veranstaltungen an der Swissbau Focus 2018

Im Januar 2018 hat die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen unter dem Label «Schutz vor Naturgefahren» zum ersten Mal an der Swissbau Focus teilgenommen. Die Swissbau Focus ist ein interdisziplinäres Veranstaltungs- und Netzwerkformat, welches die Swissbau gemeinsam mit Branchenverbänden, Organisationen und Hochschulen konzipiert hat und seit 2012 erfolgreich betreibt. Neben vier durchgeführten Veranstaltungen wurde ein Messestand unterhalten. Die Messebesucher konnten sich am Messestand umfassend über die Plattform von «Schutz vor Naturgefahren» und die Naturgefahrenprävention der Kantonalen Gebäudeversicherungen informieren. Es bestand zudem die Möglichkeit, mit der Hagelarmbrust die Widerstandsfähigkeit von verschiedenen Baumaterialien gegenüber Projektilen aus Eis zu testen. Die vier Veranstaltungen wurden von Thomas Bucheli, SRF Meteo, moderiert. Die Veranstaltung zur Thematik Hagelfestigkeit von Baumaterialien wurde trinational mit Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Eine weitere Veranstaltung, mit anschliessender Podiumsdiskussion, widmete sich den Themen Oberflächenabfluss und Unwetter vom 8. Juli 2017 im Raum Zofingen.

Hagelregister

Hagelsichere Baumaterialien vermindern teure Schäden an der Gebäudehülle. Das Hagelregister beinhaltet Informationen über die Widerstandsfähigkeit einzelner Bauteile/Produkte der Gebäudehülle gegenüber Hagel. Gelistet sind im Register Ziegel, Bleche, Lichtkuppeln, Wärmedämmverbundsysteme, Plattenmaterialien für hinterlüftete Fassaden und weitere Bauteile der Gebäudehüllen.
Hersteller lassen die Widerstandsfähigkeit der Produkte in einem von der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) anerkannten Prüflaboratorium im Rahmen von Hagelprüfungen erheben. Dabei werden die Prüfkörper mit Projektilen aus Eis beschossen. Grundlage bilden 36 von der VKF entwickelte Prüfbestimmungen. Anschliessend können die Hersteller ihre geprüften Produkte durch die VKF anerkennen und die Anerkennung im Hagelregister publizieren lassen.
Durch das Hagelregister haben Eigentümer, Bauherren, Planer und Architekten ein effizientes «Nachschlagewerk» und eine Entscheidungshilfe, um auf hagelsichere Baumaterialien zurückgreifen zu können. Auch für die Kantonalen Gebäudeversicherungen ist das Hagelregister äusserst nützlich. Einerseits kann das Register für die Beratung der Hauseigentümer eingesetzt werden. Andererseits haben die Kunden auch die Möglichkeit, Baumaterialien der Gebäudehülle mit hoher Hagelfestigkeit einzufordern.

ESP-Tagung

Die Anzahl Personen, die bei den Kantonalen Gebäudeversicherungen in der Elementarschadenprävention (ESP) tätig sind, hat sich innerhalb weniger Jahre verzehnfacht. Aus dem Kreis der ESP-Fachleute kam deshalb der Wunsch nach einem vertieften Erfahrungsaustausch. Im November 2018 wurde aus diesem Grund zum ersten Mal ein zweitägiger ESP-Erfahrungsaustausch in Hölstein im Kanton Basel-Landschaft durchgeführt. Mit zirka 60 Personen waren praktisch alle ESP-Fachspezialisten der Kantonalen Gebäudeversicherungen anwesend.

Der zweitägige Anlass wurde thematisch in drei Teile gegliedert. Zu Beginn arbeiteten die Teilnehmer in einem Workshop intensiv an den Grundlagen des ESP-Aktionsplans mit. Dieser wird 2019 verabschiedet. Danach wurden in Gruppen vier Fachausflüge durchgeführt. Diese deckten die Themen Hochwasser, Oberflächenwasser, Sturzprozesse und Erdfall ab. Anschliessend lösten die Teilnehmenden in jeder Gruppe Aufgaben und präsentierten ihre Erkenntnisse und Lösungsansätze. Die Exkursionsthemen und anschliessenden Aufgabenstellungen wurden von der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung organisiert. Vervollständigt wurde der Anlass durch mehrere Fachreferate zu differenzierten Themen.
Die Durchführung an zwei Tagen ist auf eine gute Resonanz gestossen und wird im Jahr 2019 in ähnlicher Form im Kanton St. Gallen durchgeführt.

«Wetter-Alarm» mit neuen Funktionen

2018 hat die Wetter-App mit Unwetterwarnfunktion «Wetter-Alarm» verschiedene Weiterentwicklungen erfahren. Nebst überarbeiteten Unwetterwarnungen bietet die kostenlose App neu eine Niederschlagsprognose für die kommenden 48 Stunden sowie einen Niederschlagsrückblick der letzten zwei Tage an. Zudem werden nun detailliertere Angaben für Niederschlag und Wind angezeigt. Von über 180 Standorten sind mittlerweile Panoramabilder der aktuellen Wetterlage in der App integriert. Im Jahr 2018 wurden über 90 Millionen Unwetterwarnungen an die über 1.1 Mio. Kunden verschickt.

Konzept Brandschutzvorschriften 2025

Das Interkantonale Organ Technische Handelshemmnisse hat der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen im September 2018 den offiziellen Auftrag erteilt, die gültigen Brandschutzvorschriften zu überarbeiten. Für die Fassung 2025 sollen die Vorschriften jedoch nicht nur auf ihre Aktualität überprüft werden. Vielmehr wird ein Abgleich mit Veränderungen in Politik und Gesellschaft bzgl. des akzeptierten Risikos angestrebt. Dieser zielt darauf hin, ein konsequent risikobasiertes Vorschriftenwerk zu erstellen. Damit können die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Haltungen bezüglich des Brandschutzes berücksichtigt werden, der aktuelle Stand der Technik eingepflegt sowie die Vorschriften «verschlankt» und einfacher anwendbar gestaltet werden.

Ausblick 2019

2019 werden die Vorbereitungsarbeiten für den Auftritt der Naturgefahrenprävention an der Swissbau Focus 2020 (14. bis 18. Januar) stattfinden. Das Kernthema wird die Prävention gegen Wassergefahren sein. Unter dem Label von «Schutz vor Naturgefahren» wird die Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen einen Ausstellungsstand betreiben und zusammen mit Partnern mehrere Veranstaltungen durchführen. Den Messebesuchern soll aufgezeigt werden, dass mit wenig Aufwand beim Gebäudeschutz vor Naturgefahren viel erreicht werden kann. Die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) mit den Kantonalen Gebäudeversicherungen zusammen investieren immer mehr in die Elementarschadenprävention (ESP). Der ESP-Aktionsplan wird 2019 fertig erarbeitet und den Gremien zum Entscheid vorgelegt werden, so dass mit der Umsetzung bereits in diesem Jahr gestartet werden kann.

Jahresbericht 2018 und Ausblick 2019